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dringender Blödsinnalarm
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Spass mit Schnulliblubber

09. Mai 2025

Eisen 26 Fe 7,874 g/cm3

Die Herrenhandtasche kommt an ihre Grenzen

Zweimal im Jahr ist hier im verwaschenen Thun Altmetallsammlung (Es würde mich sehr wundern, wenn ich an dieser Stelle nicht bereits wortreich, den Gähnreiz der Leser*innenschaft aufs Äusserste ausreizend, darüber geschrieben hätte). Für diejenigen, die neu darin sind, die thunesken Ausprägungen der Abfallrezyklierung zu verstehen, will ich ein paar präzisierende Worte verschwenden. Altmetallsammlung funktioniert in Thun so: Am Vorabend oder am Tag der Abfallsammlung stelle man (gemäss einer Anweisung, die ein paar Tage zuvor aus dem Briefkasten gefischt worden war) nutzlos auf dem Grundstück herumstehende Metalle (Eisen, Aluminium, Messing - sprich: Gartenmöbel, beschichtetet Bratpfannen, Trumpeten) raus. Raus heisst, raus auf die Strasse. Und zwar auf die mit einem grünen K markierten Punkte am Strassenrand.

Im Verlauf des Tages fährt dann ein Kehrichtwagen durch die Strassen und die darauf mitfahrenden Müllmänner sammeln den auf den K-Punkten bereitgestellten Plunder ein und werfen ihn in den Bauch des Fahrzeugs.

So weit der offizielle Teil der Geschichte. Durch meinen Hang dazu, in jedem Stück Plunder noch einen Rest an Gebrauchswert zu vermuten, stelle ich a priori den offiziell vorgegebenen Weg von Dingen, die ihr Dasein gemeinhin als Plunder fristen, in die dafür eingerichtete Abfallrezyklierung in Frage. Vielmehr überkommt mich beim Anblick von sog. Plunder das Gefühl oder vielmehr eine tief sitzende Überzeugung, dass den Objekten unbedingt die Chance gegeben werden muss, sich später in irgend einer Form erneut als nützlich zu erweisen.
Das hat selbstredend zur Folge, dass sich bei mir Dinge ansammeln und dass ich mich wiederholt in einem Traum wiederfinde, in dem ich irgendwelchen Figuren mit den Fragen auf die Eier gehe wie: "Na siehst Du? Habe ich es nicht gesagt? Sagte ich nicht, dass ich aus den abgesägten Laufstücken noch eine Aufhängevorrichtung für frisch abgezogene Kaninchenfelle basteln kann?"

Beides lähmte mich zusehends. Gerade im Alltag. Die Träume waren kräftezehrend und führten vermehrt dazu, dass ich bei der Arbeit einschlief. Es musste etwas geschehen. Vor ein paar Jahren begann ich damit, die Ursache meines Verhaltens zu ergründen. Ich wollte wissen, ob ich den Hang dazu besitze, im Prophetischen zu reussieren. Im Speziellen war ich auch neugierig darauf, ob ich, wenn es sich beim Sammeln von Plunder der aus Eisen ist, einen Fetisch befriedigte.

Ich fand einiges heraus und konnte Gegenmassnahmen ergreifen. Nachdem ich harte therapeutische Arbeit an mir und meiner sterblichen Hülle geleistet hatte, konnte ich mich als clean betrachten, die Gefahr ins Messietum abzurutschen war gebannt. Vorerst.

Wenn ich früher am Vorabend einer Altmetallsammlung noch mit dem Fahrradanhänger von Sammelpunkt zu Sammelpunkt zog wie eine Biene von Blume zu Blume und altes Eisen einsammelte, lassen mich die Ankündigungen von Altmetallsammlungen heute kalt.

Ich kann sogar mit Stolz sagen, dass ich bereits vermehrt solche Veranstaltungen nutzte, um Plunder, den ich in meinen Gründerjahren anschleppte, wieder hinstellte. Der Gebrauchswert einer abgekratzten Teflonpfanne zum händischen Sortieren von Schrauben ist nach wie vor gegeben. Unbestritten. Jeder weiteren, der zu meinen Anhäuf- und Sammelglanzzeiten herumliegenden zig Pfannen jedoch ist er abzusprechen.

Wie man aber weiss, ist die Gefahr, bei therapierten Zwangshandlungen rückfällig zu werden, jederzeit gegeben. Ob es sich dabei um einen Defekt handelt oder nicht, blauäugig wäre ich zu glauben, dass ich das Plunderanhäuf-Gen mithilfe der Therapie aus meinen Chromosomen herausgeschnitten hätte.

Vergangene Woche wollte ich die Nachhaltigkeit meiner Heilung überprüfen. Es war wieder einmal Altmetallsammlung und bereits am Vorabend glitzerte und schimmerte es listig und in manchen Strassen war vor lauter Plunderhaufen kaum ein Durchkommen mehr. Es dämmerte bereits stark und ich zog zum Zwecke der Überprüfung noch etwas um die Häuser. Dabei unentwegt darauf konzentriert, die Haufen zu inspizieren und sie in gebührendem Abstand einer profunden Sichtung zu unterziehen, so wie ich das früher auch tat. Das Glücksgefühl, nach Hause zu kommen, ohne auch nur den kleinsten Rostfleck an Händen oder den Kleidern vorzufinden, könnt Ihr Euch nicht vorstellen. Hätte ich früher die Strassen leer geräumt, blieb ich letzte Woche bei der Überprüfung meiner selbst eisern. Ehrlich gesagt, ohne gross zu widerstehen, denn ich entdeckte durchs Band nur nutzlosen Plunder.

War ich tatsächlich geheilt? Nachhaltig? Ja, es schien so. Altmetall aus Haushalt, Garten und Garage lässt mich in der Tat kalt.

Wie ich aber auf eine komplette Wagenachse oder die abgeflexte Kesselkalotte einer ausrangierten Dampflok reagieren würde wusste ich nicht. Die Antwort lag tags darauf in Form einer zehnschrötigen Kugelhantel in einem Haufen wertlosen Blechs und schaute mich auf meinem Oparundgang lasziv von unten herauf an.

(Dummerweise hatte ich nur meinen als Herrenhandtasche umfunktionierten Stoffbeutel zur Hand. Die Kugelhantel ist zwar save at home, allerdings habe ich mir beim Transport beinahe das Schlüsselbein abgerissen.)

Ernüchternd kann ich verkünden, dass sich der Gott der Ferrosexualität ein weiteres Opfer (zurück)geholt hat.


D J B r u t a l o @ S ç h n u l l i b l u b b e r.ç h

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