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29. Mai 2020 Tag 74 (Logik) Einmal im Jahr verspüre ich den Drang, eines der unzähligen Fenster zu reinigen, die den Blick in meine Behausung ermöglichen. Nach der eingehenden Reinigung eines Fensters habe ich meistens die Nase schon wieder voll von besagtem Tun und es geht nicht selten ein weiteres Jahr ins Land, bis ich diesen gespenstischen Drang erneut verspüre. Natürlich werde ich bei der Fensterreinigung stets von einem Member aus dem Haufen meiner lieb gewonnenen Mitmenschen ertappt. Dieses Mal ist es zum Glück nicht die Nachbarin mit dem Tiernamen, dafür aber meine Bewährungshelferin, die im Begriff ist, mir einen kurzen Überraschungsbesuch abzustatten. "Nie sonnenbeschienene Fenster reinigen!" Bellt sie mir, kaum aus ihrem 65er Shelby Cabrio ausgestiegen, bereits von der Strasse her zu. "Hallo erst mal" mein erster Gedanke und "mit welcher Logik wohl?" Mein zweiter. Wahrscheinlich deshalb, um sich hinterher grün zu ärgern, sobald dann die Sonne das nächste Mal durch das vermeintlich geputzte Fenster hineinscheint. Die Uni Bern benutzte früher den Begriff der exakten Wissenschaften. Dem gegenüber malte ich mir dann jeweils die nicht exakten Wissenschaften aus. Hätte mich damals das Interesse gepackt, an einer Uni zu studieren, wäre ich an der Entscheidung, exakt oder nicht exakt gerade noch vorbeigeschrammt. Als Weltraumforscher mit Mikroskop und einem eigenem Kosmoskasten war diese Frage klar: Die exakten! Welches Hauptfach innerhalb der Fakultät dann aber [...] Fehlanzeige. Vom Nebenfach ganz zu schweigen. Aber lassen wir das. Das ist Schnee von gestern. Ich mogelte mich bis heute auch ohne Uni-Abschluss durchs Leben und habe soweit Spass daran. Die Diskussion mit meiner Bewährungshilfe über Sinn und Unsinn vom Reinigen von durch die Sonne beschienener Fenster, wirft mich direkt in diese Zeit jugendlicher Entscheidungsfindung hinein: Exakte Wissenschaft vs. nicht exakte Wissenschaft. Müsste ich eine Uni gründen - Die DJ Brutalo Universität - so würde ich die Fakultäten, auch wenn dies heute nicht mehr opportun zu sein scheint, in exakte Wissenschaften und eben nicht exakte Wissenschaften einteilen. Exakte wären zum Beispiel Physik, Mathematik und Logik, nicht exakte, Theologie, Wirtschaft und Frauenlogik. Erforschen könnte man an meiner Uni zum Beispiel die Frage: Wann ist es gemäss den Mondphasen besser, seine Fingernägel zu schneiden? Sobald man die Antwort herausgefunden hat, empirisch oder mithilfe von (Hand-)Modellen sei dahingestellt, soll herausgefunden werden, was im Zusammenhang mit dem Wachstum von Fingernägeln das Prädikat "besser" bedeutet. Schnell und hart, damit man dem aufsässigen Partner im Bedarfsfall (zum Beispiel bei Androhung häuslicher Gewalt) die Fassade zerkratzen kann, oder langsam, so dass man nicht alle Nas' lang ins Nagelstudio zur Lackrestauration rennen muss. Auf die Frage, warum um alles in der Welt man ein Fenster nie reinigen soll, wenn die Sonne hineinscheint, meint meine Bewährungshelferin "Weil man dadurch den ganzen Dreck sieht" Mein Gott das will man doch! "Nur so ist eine gründliche Reinigung möglich" argumentiere ich. Sie lässt es nicht gelten und ich weiss plötzlich, ich stehe ganz alleine da mit meiner Logik. Und sie macht mich nicht glücklich. Später ziehe ich mich, nur mit Hausschuhen bekleidet zurück auf die Hutablage meiner Müffelkammer und übe Kritik am postneoliberalen Realismus, in dem wir stecken (wie der Hans im Schneckenloch). Ich schaffe es mühelos, ihm die Schuld an der ganzen Misere zu geben. Selbst das Scheitern Gottes, uns mit seinen beknackten Viren zuzusetzen, geht klar auf seine Kosten. Heute verursacht mir bereits das Herausfinden, nach welcher Logik die ganzen aufoktroyierten Umstände funktionieren, Kopfschmerzen. Meine frühkindliche Aufteilung der Wissenschaft in exakt und nicht exakt hilft mir dabei keinen Deut weiter und ich falle zurück in die Steinzeit und teile die Welt wieder in gut und böse ein. D J B r u t a l o @ S ç h n u l l i b l u b b e r.ç h ´ |