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12. Juli 2018

Ferienfurz

Müll im Idyll

Wenn man wochenlang mit dem Velo durch die Natur gurkt, fällt der moderne Mensch, dessen Aufmerksamkeit normalerweise durch E-Mail, SMS und Elektrizität aufrecht erhalten wird, schnell einmal in einen tranceähnlichen Stand-by Zustand und sinniert dämmrig an seinem Dasein und dem Drumherum herum. Schnell hat man ein paar Meilen abgespult, ohne sich auch nur an das klitzekleinste Detail zu erinnern.

Die vielbesungene Freiheit wollte sich auf der neulich abgestrampelten Schottlandtour nicht so recht einstellen. Einzig die Verdauungsmaschine... Ein ausgeklügeltes System, bestehend aus Modulen, Steuerelementen und Zustand-Ereignis-Phasen. Bekannt dafür, in der lebensfeindlichen Umgebung des Alltags ein devot gehorchender Kuscher zu sein, sah die Frage nach der Freiheit ein wenig anders. Zur Präzision, ich spreche hier von einem programmierbares Stück Natur, dem man im Bedarfsfall - im Alltag eben - jegliche Freiheiten, jegliche Willkür entziehen kann. In meinem juvenilen Alter setze ich mühelos die Schranken. Säfte werden nach einem festen Zeitplan ausgetauscht, dazwischen sind die Schotten dich, die Schläuche zu: 09:00 Uhr Kaffee; 10:15 Uhr Blasengang; 12:00 Uhr Mittagessen;... 19:57 (unmittelbar nach Meteo) Abtritt uswf. Wo kämen wir da hin, wenn man dauernd aus den Meetings rennen müsste, um der Natur ihren Tribut zu zollen? Es gibt nichts erniedrigerendes als der Arbeitskollege, der sich während der Telko mit seinem Telefon unbemerkt auf den Brenner schleicht und dort gezwungen wird, während dem Ausscheiden des Gabelfrühstücks vom Wochenende, die Stummschaltung aufzuheben, nur um zu bestätigen, dass er alles verstanden hat und keine weiteren Fragen hat.

Nach einem Tag auf dem Velo hatte Mme. Verdauung (der feine Herr) bereits alle Hemmungen abgelegt und fühlte sich frei, als stäke sie in einer Kuh: Schläuche auf Durchzug. Das charmefreie Miststück war nicht mehr unter Kontrolle zu bringen und der spontane Gang in the bushies wurde zur Regel. Kurze Ankündigungen der bevorstehenden Begehrlichkeiten flogen mir - wenn überhaupt - als gasförmige Rudimente um die Ohren.

Hier muss ich kurz erklären, dass ich, um unterwegs zu sein, wie ein Käfer auf dem Rücken in der Schale meines Liegerades strampelte. Der Arsch ist sozusagen immer eine Nasenlänge voraus. Besonders der Denkkugel mit all ihren Messgeräten. Die unnatürliche (Steiss-)lage might be the reason der Implikationen. Muss aber nicht. Was auf dem Bürostuhl normalerweise leicht und geräuschlos abgeblasen werden kann und im Äther des Grossraumbüros verduftet - minergieP sei Dank - muss im Sattel sitzend, zur Entledigung mit beachtlicher pneumatischer Unterstützung vorgespannt werden. Eigentlich wollte ich hier zur Anschauung ein kleines Schema zeichnen. Im tranceähnlichen Stand-by Zustand des dämmrigen Dahinradelns erschien mir besagtes Schema nämlich bereits vor meinem inneren Auge. Eine Illustration hätte es sein müssen, die sich stark an das Schema des Prozesses des Viertaktverbrennungsmotors lehnte. So schwob es mir vor. (Mit dem Zweitakter bin ich auf Kriegsfuss. Das Prinzip erschliesst sich mir bis heute nicht).

Stellt Euch also ein Liegeradfahrer im Profil vor, der mit vielen verschieden farbigen Pfeilen dekoriert ist. Pfeile, die die ganzen gasförmigen Bewegungen symbolisieren. Es sieht ein bisschen aus wie Custers Angriffsplan auf dem Little-Bighorn. Pegelstände und Füllmengen der Feststoffrakete, als welches dieses dynamische System zweifellos auch bezeichnet werden könnte, und gegenüber dessen es jedem Vergleich mühelos standhalten würde, sind ebenfalls in der entsprechenden Farbe markiert. Keine adiabatischen Zustandsänderungen. Zum Glück! (Kriegsfuss ebenda). Und ein Nummerierungssystem à la...

Takt 1: Ansaugen
Die pneumatische Unterstützung, die zur erfolgreichen Abblasung benötigt wird, wird durch beherztes Ansaugen von Aussenluft in die Atmungsorgane aufgebaut. Luft anhalten und..
Takt 2: Verdichten
Über die galvanisch trennende Membrane (Zwerchfell?) zwischen Atmung und Verdauung wird die pneumatische Unterstützung weitergegeben und die Maschine kann..
Takt 3: Auspuffen
Das tödliche Gemisch strömet unter lautem Götöse in die ex-geschützte Atmosphäre. Unschön anzusehen. Auraler Genuss: zweifelhaft
Takt 4: Weiteratmen
Dies ist zweifellos der delikateste Takt. Denn durch den Verdichtungstakt (Takt 2) ist die Regelmässigkeit der Atmung schmerzhaft ins Stocken geraten und muss schleunigst wieder ins Lot gebracht werden, will man letale Folgen abwenden. Beherztes Einatmen ist gefragt. Der Pneuma der an dieser Stell entsteht, hat durch die Ausprägung (Länge/Breite/Höhe) des Gesamtsystems leider immer zur Folge, dass grosse Mengen des in Takt drei abgeblasenen Gasgemischs unmittelbar wieder in den Körper gelangt. Dieses Mal allerdings zur Filterung durch die Nüstern nostrils/nares in die Atemwege. Böse Zungen bezeichnen diesen Takt respektlos auch als Nasentakt.
 
Da der Gesamtvorgang mit den implizierten olfaktorischen Herausvorderungen für Mensch und Umwelt einhergeht, muss hier leider ein erster bemerkenswerter Nachteil vom Liegerad eingeräumt werden.
 
D J B r u t a l o @ S ç h n u l l i b l u b b e r.ç h

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